Trotz Selbstzweifel in Führung gehen

Bin ich gut genug?

Gut genug, um diese Führungsposition auszufüllen? Gut genug, um mich selbstständig zu machen? Gut genug, um den Vortrag zu halten oder die Präsentation zu gestalten?

Diese oder ähnliche Fragen, habe ich in den letzten Jahren sehr oft gehört. Und das von echten Persönlichkeiten. Vielleicht kennst du das auch.

Meine Erfahrung ist, je qualifizierter, je gewissenhafter, je empathischer, je verantwortungsvoller – desto eher kommen diese Zweifel. Weil sie es ganz einfach gut machen wollen – und zwar für alle Beteiligten!

Verdrängung und Schönreden (in deiner Position hat man „sowas“ ja nicht) holt sie irgendwann ein und wird dann auch in der (Selbst-) Führung wahrnehmbar. 

Sehr viele Menschen in führenden Positionen, bekommen immer wieder Besuch von zweifelnden Gedanken und da ist es kein Wunder, dass genau das immer wieder Thema von Coachings oder diversen Ratgebern ist. 

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Selbstzweifel in Führung

In 2020 hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass von 1.000 Führungskräften 30 % an ihrer Führung zweifeln. 21,4 % verneinten die Frage, ob sie dem Anspruch an die Führungsrolle gerecht werden.

Falls es dir also auch manchmal so geht, wie du siehst, du bist nicht alleine!

Der US-amerikanische Psychologe William James hat bereits 1890 in seinem Buch „The Principles of Psychology“ die Grundlagen von Selbstwertgefühl und Selbstzweifel beschrieben und diese haben auch aus der Sicht des Magazins „Psychologie heute“ noch ihre Gültigkeit. 

Die Diskrepanz zwischen Real-Selbst und Ideal-Selbst

Selbstzweifel entstehen aus der Diskrepanz zwischen dem Real-Selbst und dem Ideal-Selbst. Die Betonung liegt hier klar auf IDEAL. Und eben nicht auf der tatsächlichen Wahrnehmung von anderen bzw. auf unserer Wirkung auf andere, sondern auf diesem Idealbild von z.B. einer Leaderin oder einem Leader, das wir uns in unserem Kopf konstruiert haben.

Erfüllen wir das nicht – oder besser gesagt, noch nicht –  zumal wir uns gar nicht die Zeit dazu geben, in diese Rolle oder Position hineinzuwachsen, entsteht diese Diskrepanz. Und genau die macht dich dann innerlich unsicher. Genau in die springt unser innerer “Quatschi”, der uns dann zuflüstert:

  • „Du bist nicht gut genug!“
  • „Das schaffst du nie!“
  • „Ha, und du glaubst wirklich, du bist schon soweit? Hahaha…!“ 

Je größer die Differenz zwischen dem, wie man gerne wäre und dem wie man ist, desto größer ist der Selbstzweifel. 

Doch genau hier müssen wir daran denken, dass unsere eigene Wahrnehmung sehr subjektiv ist, d.h. beeinflusst durch unsere eigene Erfahrung und Bewertung.

Lass dich nicht davon abhalten, deinen Weg zu gehen

Innere Unsicherheit ist allerdings nicht nur schlecht, sie tut auch etwas Gutes für uns: Sie ist auch Motivation, um uns z.B. besser auf die nächste Präsentation oder ein wichtiges Gespräch vorzubereiten, uns mit unseren Themen oder intensiver mit der Führungsrolle auseinander zu setzen, als es der Durchschnitt tut. 

Selbstzweifel können jedoch oft auch regelrechte Felsbrocken auf unserem Weg sein, die uns genau dann vor die Füße rollen, wenn wir es so gar nicht gebrauchen können. 

Zum Beispiel, allgemein wenn eine neue Idee umgesetzt werden will, wir uns selbstständig machen wollen, wenn uns die erste Führungsrolle angeboten wird oder eben der nächste Schritt auf der Karriereleiter bevorsteht. 

Nicht wenige meiner Kundinnen und Kunden haben dieses Thema mit ins Coaching gebracht. Also, ist es einerseits normal und menschlich, dass wir mal im Zweifel sind, doch es darf nicht Überhand nehmen oder dich davon abhalten, deinen Weg zu gehen. 

Wer zweifelt in deinem Kopf? 

Viele Menschen identifizieren sich so sehr mit dieser Stimme in ihrem Kopf, dass sie dann weiter völlig destruktive Gedanken spinnen. Dabei kann diese Stimme gar nicht deine eigene sein! 

Wenn sie dir mal wieder irgendwo rein quatscht, dann frag dich doch mal, wer da spricht? 

  • Vielleicht ein Elternteil?
  • Ein Lehrer?
  • Dein erster Chef?
  • Schwester, Bruder, Tante, Onkel…? 

Wer hatte Einfluss auf dich und – meist ganz unbewusst – erste Zweifel bei dir gesät? 

Hier geht es jetzt nicht um Schuldzuweisungen, nur darum, diese innere Stimme zu „entzaubern“ oder vielmehr zu entkräften. 

Wenn wir auf sie hören, kann sich das regelrecht hochschaukeln und dazu führen, dass wir beginnen, uns selbst und unsere Wünsche, Träume und Ziele zu hinterfragen.

Wenn du genau das bei dir in der ein oder anderen Situation bemerkst, wenn du also merkst, dass dich da etwas zurückhält, du aber tief im Innen spürst, dass du noch viel mehr erreichen, noch viel authentischer dein Leben leben, deine Führungsrolle ausfüllen kannst, dann schau da ganz genau hin!  

„Zweifel zerstört mehr Träume, als dass es Versagen jemals könnte.“ (Suzy Kassem)  

Selbstsabotage to go – oder das Hochstapler-Syndrom

Wenn also “Quatschi” mal wieder zu viel plappert, dann kann es schon mal passieren, dass du erst gar nicht anfängst, da du Angst hast zu versagen oder du startest und nachher zweifelst du, ob du das so richtig gemacht gast. Und Schwups, bist du mitten im Selbstsabotage-Kreislauf gelandet. 

An mangelnder Kompetenz liegt es – meistens zumindest – nicht, wenn Führungskräfte nicht ihr volles Potenzial entfalten können. Auch die Erfahrungen oder Qualität der Ausbildung ist selten der Grund dafür. 

Jetzt fragst du dich vielleicht, „was ist denn dann nun das größte Hindernis?“ 

Die Antwort lautet: mangelndes Vertrauen in sich selbst oder dessen Verwandte, das sogenannte Hochstapler-Syndrom oder auch Impostor-Phänomen genannt.

Betroffene Menschen zweifeln an sich und ihren Fähigkeiten. Wenn sie Erfolg haben, machen äußere Umstände, wie Glück oder Zufall, dafür verantwortlich. Dementsprechend gehen sie davon aus, sich ihre Erfolge erschlichen zu haben und erwarten, dass ihr angeblicher Schwindel irgendwann auffällt.

Menschen mit dem Hochstapler-Syndrom können Erfolge nicht als solche betrachten, geschweige denn sich darüber freuen. Stattdessen leben die Betroffenen in ständiger Anspannung und fürchten sich umso mehr vor eventuellen Rückschlägen und davor, irgendwann „aufzufliegen“.

Perfektionismus versus Prokrastination

Eines der Kennzeichen ist der Perfektionismus. Da sie in der permanenter Angst leben, ihre vermeintliche Unfähigkeit könnte entlarvt werden, versuchen sie diese Blamage durch Überkompensation zu vermeiden. Sie schrauben ihre Ansprüche in unermessliche Höhen und stellen die unmöglichsten Erwartungen an sich selbst. Damit geraten sie in eine gefährliche Spirale, die nicht selten zu einem Burnout führt.

Aber auch das genau entgegengesetzte Verhalten kann auftreten: Prokrastinieren und Selbstsabotage. Die Zweifel an der eigenen Kompetenz führen dann dazu, dass Betroffene sich von vornherein nicht mehr anstrengen und folglich noch schneller scheitern. Was dann wieder als Bestätigung der eigenen Unfähigkeit gedeutet wird.

Oft erlauben es sich die Betroffenen nicht, Ansprüche zu stellen. Entsprechend kämen sie nie auf die Idee, eine Beförderung oder eine Gehaltserhöhung zu verlangen. Wie könnten sie auch, haben sie doch in ihren Augen nicht einmal ihre aktuelle Position verdient!

Umgang mit Selbstzweifeln

Studien aus den 1980er Jahren gehen davon aus, dass sich zwei von fünf erfolgreichen Menschen als Hochstapler einschätzen. Andere Studien gehen davon aus, dass bis zu 70% der Menschen davon betroffen sind.

Einer von ihnen war angeblich der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein. Einen Monat vor seinem Tod rief er einen Freund an und sagte: „Die übertriebene Anerkennung für mein Lebenswerk macht mich krank, ich fühle mich als unfreiwilliger Schwindler“.

Wenn selbst brillante Menschen wie Albert Einstein von Selbstzweifeln betroffen sind, kannst du beruhigt sein: Gelegentliche Selbstzweifel sind vollkommen normal, entscheidend ist, wie du damit umgehst.

In Momenten des (Selbst-) Zweifels hilft nur:

  • Sich diesen Gedanken und den damit verbundenen Emotionen zu stellen.
  • Diese “Mindf.cks”, wie es Dr. Petra Bock nennt, einmal aufzuschreiben und auch laut auszusprechen. 
  • Dir deine bisherigen Erfolge bewusst zu machen 
  • zu reflektieren, warum du für diese Position ausgewählt wurdest und wer dir das durchaus zutraut, dass du diese ausfüllen wirst. 
  • Warum du Leader:in sein willst oder bist? 
  • Zu visualisieren, wie du dein Leadership zukünftig gestalten willst und wie du dich dabei fühlen wirst. 

Hey, und jetzt, tu es einfach! Auch, wenn du dazu mal wieder deine Komfortzone verlassen musst. Nur so wirst du dir neue Referenzwerte schaffen, an die du dich beim nächsten Mal erinnern kannst. Nur so wirst du es schaffen Unsicherheit in Sicherheit zu verwandeln und immer mehr Vertrauen in dich und deine Führungsfähigkeiten gewinnen.  

Falls du dir Unterstützung dabei wünschst, innere Sicherheit und äußere Souveränität in deiner Führung zu gewinnen und deine Position voll einzunehmen, lass uns gerne sprechen.

Ich freue mich auf dich! 

Herzlichst 

Deine Christine

PS: Ach, noch eines will ich dir sagen: DU BIST GUT GENUG! 

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