Deine Führungsrolle als empathische Leaderin oder Leader einnehmen und situativ gestalten
Ich arbeite sehr viel mit emphatischen Leaderinnen und Leadern. Und meine Feststellung ist, je emphatischer sie sind, desto weniger selbstverständlich ist die Leader- oder Führungsrolle im eigentlichen Sinne, desto mehr arbeiten wir im Coaching daran, wirklich in Führung zu gehen. Damit meine ich keinesfalls einen autoritären Stil, sondern einen zeitgemäßen Führungsstil einzunehmen, der zu dem jeweiligen Menschen und dem Rahmen des Unternehmens passt.
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Emphatische Leader*innen und Leader haben i.d.R. bereits von Natur aus, einen eher kooperativen Führungsstil, an dem auch nichts falsch ist (im Gegenteil), doch es kommt auf die Umsetzung an.
Noch dazu wünschen sie sich grundsätzlich und aus dem tiefsten Inneren heraus – wenn auch der Verstand begreift, dass das nicht immer möglich ist – Einigkeit, Gemeinsamkeit, Verbundenheit und Harmonie. Und, wie du dir denken kannst, werden diese inneren Bedürfnisse nicht immer erfüllt.
Zumal ein Team, wie auch das sonstige Umfeld, aus ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten und Charakteren besteht, die alle unterschiedliche Bedürfnisse haben.
Empathische Leader*innen müssen lernen, klare Ansagen zu machen
Höchst emphatische Leaderinnen und Leader, haben ein Thema damit, klare An- und Aussagen zu machen. Damit meine ich, dass sie oft „um den heißen Brei reden“ und einfach nicht auf den Punkt kommen. Entweder, weil sie glauben damit die Harmonie zu zerstören oder weil sie der Annahme sind, dass jeder Mensch eigenständig und selbstverantwortlich arbeiten kann.
Vielleicht erkennst auch du dich da gerade wieder? Oder jemanden in deinem Umfeld?
Da wir alle wissen, dass dies zwar theoretisch möglich ist, jedoch in der Praxis nicht passiert, ist es wichtig, falls du dich hier wieder findest, das zu überdenken.
Ein Team braucht einen Teamleader
Gehe bitte jetzt einmal ich die Position eines Mitarbeitenden. Du integrierst dich im Team und willst bestmögliche Arbeit abliefern. Du hast – in diesem rein fiktiven Bsp. – einen Vorgesetzten, der immer darauf bedacht ist, niemandem auf die Füße zu treten. Er sagt so etwas, wie (und ich übertreibe einmal bewusst): „Könntest du eventuell, falls du die Zeit findest, diese Aufgabe vielleicht irgendwann übernehmen…?“
Wie geführt fühlst du dich?
Versteh mich bitte richtig: Der kooperative Führungsstil ist wichtig, wertvoll und auch zeitgemäß. Doch wie bei allem im Leben, „die Dosis mach das Gift“. Das gilt genauso für alle anderen Führungsstile. (Wobei meine Übertreibung oben, selbstverständlich nicht dem kooperativen Stil im eigentlichen Sinne entspricht.)
Anpassung deines Führungsstils, ohne dich zu „verbiegen“
Wäre es dann nicht klug deine Führung situativ anzupassen? An die Situation und die Persönlichkeit, die du führst.
Genau wie es Menschen gibt, die in dir als Leaderin oder Leader Orientierung suchen und diese auch regelrecht brauchen, gibt es Menschen, die es brauchen, weitestgehend selbstständig arbeiten zu können. Beide benötigen unterschiedliche, typengerechte Führung.
Und falls da gerade der innere Impuls kam „Ich will mich nicht komplett verbiegen!“ Das musst du nicht.
Aber auch hier geschieht Weiterentwicklung und Wachstum nur, wenn du bereit bist, deine derzeitige Komfortzone zu verlassen und wieder einmal den berühmten Zeh herauszustrecken. Selbstverständlich sollst du dich hierbei nicht komplett verbiegen und deine wertvolle Persönlichkeit mit einbringen. Du bist gut so, wie du bist.
Doch bist du so, wie du wie du wirklich bist?
Fühlst du dich innerhalb deines Leadership, wie du? Wenn ja, dann ist alles gut.
Oder kommen bei dir hier ab und zu innere Impulse hoch, wodurch du einen kurzen Eindruck davon gewinnst, wie es sein könnte?
Welches Potenzial steckt da noch in dir, das du noch nicht lebst? Gibt es z. B. Situationen, wo du dich nachher über dich selbst ärgerst, da du nicht ausgesprochen hast, was du eigentlich sagen wolltest?
Zum Beispiel: Du sitzt wieder einmal mit einer genialen Idee im Meeting und äußerst sie nicht. Oder, du müsstest einen bestimmten Mitarbeitenden „einbremsen“, weil er Grenzen überschreitet, tust es aber nicht. Du fühlst in dir dieses Leader-Potenzial und weißt genau, dass du es noch nicht ausschöpfst, weil „ihr ja alle ein Team seid“. Ja, definitiv. Doch deine eventuellen, ehemaligen Kolleginnen und Kollegen brauchen deine Führung. Ein Team braucht einen Teamleader oder eine Teamleaderin.
Woher kommt diese Zurückhaltung des eigenen Leader Potenzials?
Wir alle sind von außen konditioniert. Du kennst das sicher, das kann man ja inzwischen überall nachlesen: Wir kommen als kleine unschuldige Wesen zur Welt und schauen Erwachsene, in erster Linie unsere Eltern, mit großen Augen an und wollen von ihnen wissen, wie das Leben und die Welt funktioniert.
Auf unserem Weg um eigenen Erwachsen werden und sein, vergessen wir leider manchmal, wer wir wirklich sind.
Gerade Empathinnen und Emapthen, hatten oft ein Elternhaus, durch das sie entweder „auf Zehenspitzen geschlichen sind“, um nichts falsch zu machen und die Eltern selbst wenig auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen sind, die über essen, spielen, lernen, waschen und schlafen hinausgegangen sind.
Das bedeutet nicht, dass sich diese Eltern nicht um das Kind gekümmert haben, im Gegenteil, meistens sehr gut sogar. Sie haben es „nur“ nicht geschafft – oder hatten nicht den Anspruch – tiefe innere Bedürfnisse, Talente und die Individualität des Kindes zu fördern. Und das geht dann in der Schule gerade so weiter.
Du kannst es ändern
Ich will da jetzt auch kein „Fass aufmachen“ und diesen Artikel sprengen, doch dieser kleine Exkurs ist wichtig, um den Knackpunkt verstehen zu können. Selbstverständlich ist das sehr vielschichtig, warum ein Mensch so geworden ist, wie er ist.
Falls du manchmal das Gefühl hast, du stellst dein Licht noch zu sehr unter den Scheffel oder du füllst deine Leader-Rolle noch nicht aus, dann könnten es diese Konditionierungen und Prägungen sein, die dich zurückhalten. Auch hier gibt es eine gute Nachricht: Du kannst es ändern!
Deinem persönlichen, nennen wir es mal Grundstil, solltest du selbstverständlich treu bleiben. Denn das ist ein wichtiger Teil von dir. Dieser Stil ist es, der dich als Mensch und als Leaderin oder Leader ausmacht.
Doch, welcher Führungsstil gehört noch zu dir? Welche Impulse erhältst du oft von innen heraus?
Lerne deinen Führungsstil situativ zu gestalten
Du kannst lernen, deinen Führungsstil situativ anzupassen. Das ist jetzt nichts furchtbar neues. Doch mir kratzen viele Führungstrainings dabei zu sehr an der Oberfläche.
Der situative Führungsstil wurde bereits in den 70-ger Jahren das erste Mal von Paul Hersey & Ken Blanchard erwähnt, bzw. „Wer hat’s erfunden?“, ja, die beiden waren es.
Sie sagten „man solle gemäß dem Reifegrad der Mitarbeitenden und der entsprechenden Aufgabe führen“.
Der zentrale Begriff ist hier „Reifegrad“ und das bedeutet:
- Die Fähigkeit, sich kluge Ziele zu setzen.
- Der Wille und die Fähigkeit, Verantwortung für diese Ziele zu übernehmen.
- Das notwendige Wissen und die Berufserfahrung zu haben, um diese Ziele umzusetzen.
Weiter unterscheiden Hersey & Blanchard vier unterschiedliche Reifegrade und in Bezug darauf, soll die Führungskraft unterschiedlich agieren.
Reifegrad 1: Nicht fähig und nicht willig.
Reifegrad 2: Nicht fähig, aber willig.
Reifegrad 3: Fähig, aber nicht willig.
Reifegrad 4: Fähig und willig.
Zu Stufe 1 | Telling:
Sagehaltung, d.h. Dirigieren der Aufgaben und man könnte das mit einem autoritären Stil vergleichen. Da Menschen, die sich grundsätzlich oder in Bezug auf bestimmte Situationen oder Aufgaben, auf Stufe 1 befinden, entweder noch nicht selbstbewusst genug oder einfach nicht motiviert sind, brauchen sie klare Ansagen. Bestenfalls, wie und wann die Aufgabe erledigt sein muss. Danach ist es wichtig, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren, ihre Fortschritte hervorzuheben und positiv über ihre Leistungen zu sprechen.
Zu Stufe 2 | Selling:
„Verkaufen“ – das bedeutet Menschen durch Vorleben zu überzeugen, als Leaderin oder Leader voran zu gehen und zu ermuntern. So in der Art: „Ich weiß, das ist nicht einfach, aber ich weiß auch, dass du das genauso schaffst, wie das letzte Woche!“ Es geht darum, Mitarbeitende darin zu unterstützen, Mut zu fassen, um ins Tun zu kommen.
Zu Stufe 3 | Participating:
Mitarbeitende „teilhaben lassen“. Diejenigen, die sich auf Stufe 3 befinden, brauchen deutlich mehr Freiraum und Mitspracherecht bei ihren Aufgaben. Das bedeutet, diese Mitarbeitenden aktiv mit in Entscheidungen einzubinden und sie beziehungsorientiert zu führen, da sie sich ansonsten nicht innerhalb dieses Teams, oder mit und durch deine Führung, weiter entwicklen können.
Zu Stufe 4 | Delegating:
Delegieren – und das genügt. Hier finden wir Entscheider und Entscheiderinnen, die sich selbst gut managen können oder auf dem Weg sind. Menschen mit diesem hohen Reifegrad, nehmen ihre eigene Entwicklung in die Hand. Im besten Fall, werden sie selbst zu guten Leaderinnen und Leadern.
Ein wacher Blick für unterschiedliche Führungsbedürfnisse
Es ist eine Theorie, die nur bedingt im Führungsalltag umzusetzen geht, da bei den vielfältigen und komplexen Arbeitsabläufen und Aufgabenbereichen für die Führungskraft oft schwer einzuschätzen ist, wann Mitarbeitende für viel Verantwortung wirklich bereit sind.
Doch diese Hintergründe zu kennen, kann helfen seine Leadership zu verbessern und einen wacheren Blick für die unterschiedlichen Führungsbedürfnisse deines Teams zu erhalten.
Du kannst diese Stufen übrigens auch auf deine Kund*innen übertragen. Falls du z.B. Berater*in oder Dienstleister*in bist:
Willst du Kund*innen auf Stufe 1, 2, 3 oder 4 anziehen?
Also, willst du z.B. Kund*innen, die „nicht fähig und nicht willig“ sind? Oder doch lieber „nicht fähig, aber willig“, also Menschen, die von dir und durch deine Expertise lernen und wachsen wollen?
Entsprechend darfst du deine Angebote, deine Kommunikation und dein Marketing aufbauen.
Soulful und effizient Ziele erreichen
Es ist definitiv sinnvoll, flexibel und situativ zu führen, anstatt starren Mustern zu folgen, damit entsprechend alle Aufgaben und Ziele soulful und effizient erreicht werden.
Und noch einmal zurück zu den Empathinnen und Empathen: Sie können es besonders gut lernen, situativ zu führen. Weil sie sich ausgesprochen gut in andere Menschen hineinversetzten und gut einschätzen können, was dieses Gegenüber braucht.
Doch hier ist die „Kunst“, das sie sich aus der Harmonie Komfortzone heraus bewegen und lernen, dass klare Ansagen auch dem Gegenüber helfen können und „um-den heißen-Brei-Gerede“ oft einfach nur verwirrend oder irritierend ist. Sollte dein Gegenüber auch so feien Antennen habe, wie du, wird sie oder er sowieso gleich wahrnehmen, dass da noch etwas ungesagt ist.
Natürlich gibt es auch diejenigen Führungskräfte, die ihre Empathie unterdrücken, weil das eben keine Hardfacts sind und „weil das ja nichts im Führungsalltag verloren hat“. Eben nicht! Und auch hier „macht die Dosis das Gift“.
Deine Empathie ist deine Stärke
An alle empathischen Leaderinnen und Leader da draußen, oder an die empathischen Anteile in dir:
Lass sie zu, genau das ist dein Führungs-Ass im Ärmel!
Ich fasse noch einmal kurz zusammen, wie du noch mehr in dein Leadership kommen kannst:
- Verlasse deine Komfortzone.
- Decke hinderliche Konditionierungen auf und überschreibe sie mit förderlichen, neuen Verhaltensweisen.
- Komme immer mehr zu dir zurück und gestalte deinen individuellen Führungsstil.
- Lerne klar zu kommunizieren.
- Gestalte deine Führung situativ bzw. schärfe deinen Blick für unterschiedliche Führungsbedürfnisse.
- Behalte deine Empathie – oder lass deine Empathie zu und beziehe sie in deine Führung mit ein.
Falls du dir Unterstützung dabei wünschst, schon sehr bald biete ich wieder mein Online-Training „Klare Kommunikation für empathische Leaderinnen und Leader“ an. Dieses Jahr in einer neuen und intensiveren Version, als im letzten Jahr. Mehr dazu demnächst.
Falls du eine oder einer der ersten sein willst, die alle Infos erhalten, dann trage dich gerne in meinen Impuls-Letter ein: https://christinemaurerroedig.de/blog/
Vielleicht wünschst du dir aber auch ein individuelles Coaching mit mir und das ist die richtige Lösung für dich, um jetzt endlich in deine Leader-Präsenz zu kommen und deine FührungsKraft zu entfalten?
In diesem Fall, biete ich dir für ein erstes Kennenlernen ein Impulsgespräch mit mir an: Termin vereinbaren.
Ich freue mich auf dich.
Herzlichst
Deine Christine
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